Gäste aus sechs Ländern am TalentOrange Campus

Internationale Gäste zu Besuch: 30 Professor*innen und Studierende der Pflegewissenschaft aus Tunesien, Namibia, Vietnam, Brasilien, Kolumbien und Mexiko sind auf unsere Einladung für zwei Wochen nach Frankfurt gekommen. Sie lehren oder studieren an Universitäten, die einen Teil ihrer Studierenden für eine spätere Berufstätigkeit in Deutschland ausbilden. Die Beziehungen zu diesen Unis zu stärken und etwas in die Herkunftsländer zurückzugeben: Das ist die Idee unseres ersten TalentOrange Summer Symposiums, das vom 7.7. bis 18.7. an unserem Sprach- und Pflegeschulcampus stattfand.

Die Teilnehmer*innen hatten Gelegenheit, das deutsche Gesundheitssystem kennenzulernen und zugleich aktuelle Forschungsprojekte aus der Pflegewissenschaft zu diskutieren. Besonders interessant war für sie ein Besuch auf verschiedenen Stationen einer Akutklinik, einschließlich der Notaufnahme. Eine Studentin aus Brasilien sagte danach: „Ich dachte, Deutschland hätte ein perfektes Gesundheitssystem und wäre überhaupt ein perfektes Land. Jetzt sehe ich, dass es hier auch Probleme gibt, zum Beispiel Personalmangel. Wir werden hier wirklich gebraucht. Das ist ganz anders als in Brasilien: Wir haben viele fertig ausgebildete Krankenschwestern, aber nicht genug Arbeitsplätze.“

Wie sehr das deutsche Gesundheitswesen auf internationale Fachkräfte angewiesen ist, konnte Dr. Roland Jopp, Leiter des Referats Fachkräftesicherung Ausland im Bundesgesundheitsministerium, in seinem Vortrag auf dem Symposium genau beziffern. Er berichtete den internationalen Gästen, dass nach Zahlen des IAB die Belegschaft der hiesigen Krankenhäuser und Pflegeheime in den letzten zwei Jahren ausschließlich durch ausländische Fachkräfte gewachsen sei. Eine offene Stelle in der Altenpflege bleibe 252 Tage unbesetzt, im Krankenhaus immerhin noch 196 Tage. „Heute sind rund 20% der Pflegefachpersonen in Deutschland international“, sagte Jopp. „Wir brauchen sie wirklich, und ich freue mich, dass Sie alle hier sind.“

Zum Programm zählten auch ausführliche Gespräche mit den Absolvent*innen der beteiligten Unis, die bereits seit einiger Zeit in Deutschland arbeiten. Manche haben sich in Intensivpflege oder anderen Fachrichtungen weitergebildet, andere sind Praxisanleiter*innen geworden, wieder andere haben einen Master in Pflegepädagogik gemacht und unterrichten heute an Pflegeschulen. Eine Professorin der Universität von Namibia aus Windhoek sagte: „Diese Woche hier hat wirklich unsere Augen geöffnet. Unsere Absolventen, die schon in Deutschland arbeiten, sind glücklich hier, und ihre gute Ausbildung wird geschätzt. Ich bin zum ersten Mal in Deutschland und wusste früher nicht, was ich meinen Studenten raten sollte. Jetzt kann ich ihnen guten Gewissens empfehlen, nach Deutschland zu gehen.“

Die Student*innen erhielten in der zweiten Woche der Summer School einen Crashkurs in Deutsch, daneben blieb Zeit für touristische Aktivitäten. Manche von ihnen werden sich womöglich nach ihrem Abschluss entscheiden, in Deutschland ihren Berufs- und Lebensweg fortzusetzen.